Auch ohne Sternchen umfassen die Begriffe Frauen, Trans, Inter und Nonbinary alle Menschen, die sich als solche verstehen. Die Sternchen sind an dieser Stelle überflüssig. Sie suggerieren, dass zu den Kategorien, stünden sie dort ohne Sternchen, bestimmte Menschen nicht zählen, die erst durch das Sternchen in die Kategorien fallen. Das ist wahlweise transfrauen-, trans-, inter- oder eben nonbinaryfeindlich.
Die Ergänzung der Aufzählung durch das Wort Lesben dient zum einen der Sichtbarmachung lesbischer Frauen im Verband. Zum anderen ist die Situation von Lesben in einer patriarchalen Gesellschaft eine andere als die von Frauen, die Männer begehren, so dass eine seperate Nennung notwendig ist. Die Auseinandersetzung mit Lesbenfeindlichkeit, die nur ein Aspekt der von nichtlesbischen Frauen differenten Lebenssituation lesbischer Frauen ist, muss Bestandteil der politischen Arbeit innerhalb des fzs sein.
Lesbenfeindlichkeit kann als antifeministisches, misogynes Ressentiment verstanden werden. In der Nutzung des Wortes Lesbe als Beleidung steckt mehr als nur eine Abwertung. Sie ist auch ein Spaltungsangebot an heterosexuelle Feminist:innen.
Warum funktioniert "Lesbe" als Beleidigung? Lesbischen Frauen wird immer noch gern nachgesagt, sie seien unattraktiv und hätten (deswegen) einfach keinen Mann abbekommen oder wahlweise noch nicht den richtigen Mann getroffen. Ihr Begehren wird nicht ernst genommen. Lesbisches Begehren als solches scheint so gar nicht zu existieren, es kommt vielmehr als ein Effekt eines noch nicht umgesetzten oder nicht umsetzbaren heterosexuellen Begehrens daher. Dass lesbisches Begehren explizit Männer ausschließt, fällt damit allerdings nicht gänzlich aus der lesbenfeindlichen Überlegung heraus. Vielmehr kann die aggressive Leugnung lesbischen Begehrens auch als Ausdruck dessen verstanden werden, dass mann nicht wahrhaben will, dass es tatsächlich Frauen gibt, die Männer nicht begehren und sich so der erwarteten sexuellen Verfügbarkeit für Männer entziehen. Aus dieser Perspektive heraus ist es geradezu widersinnig eine lesbische Frau mit dem Wort Lesbe zu beleidigen, weil sie nicht auf die so entzogene männliche Anerkennung angewiesen ist. Da aber Lesbenfeindlichkeit unter anderem über die Leugung der Existenz lesbischen Begehrens funktioniert, geht der Lesbenfeind davon aus, alle Frauen mit seinen Beleidigungen zu treffen. Wer im Falle einer als Beleidung beabsichtigten Bezeichung als Lesbe das Lesbischsein abstreitet, ist in die Falle der Lesbenfeindlichkeit getappt und verhält sich letztlich unsolidarisch zu lesbischen Frauen. Wer sich durch lesbenfeindliche Äußerungen und Absichten dazu bewegt fühlt, sich von Lesben zu distanzieren, nimmt das Spaltungsangebot der AntifeminstInnen an und erzeugt einen weiteren Riss in der feministischen Bewegung.
Wie aber Solidarität mit lesbischen Frauen aussehen kann, lässt sich am ehesten dadurch herausfinden, indem man sich genau solche Spaltungsangebote genauer ansieht und aktiv gegen sie angeht. Und das kann sich auch der fzs in Bezug auf seine eigenen Strukturen und Inhalte vornehmen.