Veranstaltung: | 66. Mitgliederversammlung, digital |
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Tagesordnungspunkt: | 10. Inhaltliche Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Vorstand |
Dauerstellen für Daueraufgaben - Entfristen jetzt!
Beschlusstext
Die Beschäftigten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen leiden seit Jahren
unter einer hohen Befristungsquote. Derzeit sind an deutschen Hochschulen
lediglich 18 Prozent der Arbeitnehmer*innen festangestellt, unter den
wissenschaftlichen Angestellten an Universitäten sogar nur elf Prozent. Durch
das Wissenschaftszeitvertragsgesetz dürfen wissenschaftliche Mitarbeiter*innen
bis zu 12 Jahren ohne Begründung befristet angestellt werden, in der Medizin
sogar bis zu 15 Jahren. Das führt dazu, dass die Betroffenen konstant mit der
Gefahr leben, dass sie plötzlich arbeitslos sind, da ihr Arbeitsvertrag nicht
verlängert wird. Folglich lastet auf den Betroffenen ein großer Leistungs- und
Konkurrenzdruck, um zu den wenigen zu gehören, die mit Glück eine
Festanstellung ergattern können. Das prekäre Beschäftigungsverhältnis und
die permanente Überarbeitung führen zu Selektionsprozessen. Personen mit
Kindern bzw. Kinderwunsch überlegen sich zweimal, ob sie tatsächlich eine
unsichere Karriere im Wissenschaftsbetrieb anstreben wollen. Die schlechten
Arbeitsbedingungen an Hochschulen haben somit unmittelbare Folgen für die
Diversität in der Wissenschaft und Lehre. Wissenschaftler*innen, ob mit Familie
bzw. Pflegeaufgaben oder ohne benötigen mehr Planbarkeit.
Doch nicht nur die Angestellten selbst leiden unter den prekären
Arbeitsbedingungen an Hochschulen. Auch das Niveau von Forschung und Lehre sinkt
aufgrund der extremen Fluktuation. Durch den dauernden Wechsel des Lehrpersonals
fehlt es an Konstanz und erfahrenem Lehrpersonal. Sicherlich ist es bis zu einem
gewissen Grad auch ein Zugewinn, wenn immer wieder neuer Input durch neue
Wissenschaftler*innen entsteht. Doch das Ausmaß ständig wechselnden Personals
hat mit punktuellem Input nichts mehr zu tun. Studierende brauchen im Sinne
qualitativ hochwertiger Lehre erfahrenes, dauerhaft an den Hochschulen tätiges
und sich didaktisch weiterbildendes (Lehr-)Personal.
Auch die Forschung leidet unter der hohen Befristungsquote. Denn durch die Angst
vor der drohenden Arbeitslosigkeit stecken Wissenschaftler*innen ihre Ressourcen
in das Sichern der eigenen Stelle und haben so keine Kapazitäten mehr, gute
Forschung zu betreiben.
Die Herausforderungen durch die rasant gewachsenen Studierendenzahlen sind in
keiner Weise durch immer neue prekäre Projektstellen und „Nachwuchs“ ohne
Perspektive zu bewältigen. Das Argument von Ländern und Hochschulen, dass die
nur zeitlich begrenzt zur Verfügung stehenden Programmmittel unbefristete
Arbeitsverträge verhinderten, gehört mit der Verstetigung des Zukunftsvertrags
Studium und Lehre der Vergangenheit an.
Immer mehr Zeitverträge mit immer kürzeren Laufzeiten haben Folgen für Lehre
und Diversität in der Wissenschaft. Durch die Coronakrise wurden die Defizite
von Personalstruktur und Beschäftigungsbedingungen unübersehbar aufgedeckt.
Die deutsche Hochschullandsschaft braucht sofort eine umfassende
Entfristungswelle. Wir fordern Dauerstellen für Daueraufgaben, eine Abschaffung
des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes, angemessene tarifliche Bezahlung und
Mindestvertragslaufzeiten für studentische Hilfskräfte und eine
Entfristungsquote von mindestens 50 % um eine Verbesserung der
Arbeitsbedingungen im Wissenschaftssystem und eine Verbesserung der Lehre zu
gewährleisten.
Begründung
Durch die Dauerbefristung und die daraus resultierenden Folgen für Studierende
halten wir eine klare Positionierung des fzs für ein wichtiges Zeichen. Zudem
zeigen wir mit dem Antrag Solidarität gegenüber dem akademischen Mittelbau.
Durch den Zukunftsvertrag Studium und Lehre und hat das Thema noch mal mehr
Aktualität gewonnen, da durch die Entfristung der Bund-Länder
Hochschulfinanzierung auch die Planbarkeit und Ermöglichung solcher Stellen
gesichert werden sollte, was aber kaum passiert ist. Es ist dringend notwendig,
dass der fzs eine Position zu dieser Thematik beschließt.