Veranstaltung: | Mitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 10. .10.1 Wahlen: Vorstand |
Eingereicht durch: | Jacob Bühler (VS Uni Tübingen) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.07.2019, 01:43 |
K-V-JB: Jacob Bühler
Name
Bewerbungstext
Liebe Mitglieder, liebe Verbandsaktive, liebe Interessierte, liebe alle,
in der Hochschullandschaft läuft ziemlich vieles falsch. Akademische (Selbst-)verwaltung ist meist wenig demokratisch. Bei den Kosten für Bildung wird an allen Ecken gespart und statt guter Grundfinanzierung nehmen Drittmittel und andere wettbewerbsorientierte Finanzierungsmodelle immer weiter überhand. Und dann reden immer alle von Chancengleichheit bei der Bildung, während in den letzten Jahren die Zahl der mit BAföG geförderten Studierenden immer weiter abnahm.
Wenn ihr euch jetzt fragt, wer diese steilen Thesen formuliert: ich heiße Jacob, studiere seit 2015 in Tübingen und bin seit meinem ersten Semester in der Hochschulpolitik aktiv. Als ich das erste Mal vom fzs gehört habe, fand ich die Idee, eines bundesweiten, überparteilichen Zusammenschlusses für Student*innenschaften schon sehr cool. Auf dem ersten Seminar, das ich besucht habe, wurde die Erwartung an die Expertise und Reichweite, die der Verband hat, noch übertroffen. Hier möchte ich mich weiter einbringen, weshalb ihr gerade meine Bewerbung für den Vorstand des fzs lest. Da die meisten aus Tübingen, inklusive mir, erst seit dem Beitritt Anfang 2019 im fzs aktiver sind und mich daher vermutlich nicht so viele von euch kennen, wie manch andere*n Vorstand-Kandidat*in, findet ihr weiter unten in der kurzen Biographie neben einem kleinen Lebenslauf noch einen längeren Text über mich und wo ich bisher in der Hochschulpolitik so aktiv war.
Aber jetzt erst mal weiter mit Problemen und dornigen Chancen in der Hochschulpolitik.
Hochschulpolitisches
Dank Regelstudienzeit und Maximalstudiendauer herrscht immer mehr Druck im Studium. Dazu kommen unbezahlte Praktika und überfüllte Seminarräumen. Lehre besteht oft aus trägen Vorträgen, was man den Dozierenden wegen prekären Arbeitsverhältnissen aber oft auch garnicht zum Vorwurf machen kann. Dazu kommen (manchmal gut gemeinte) Studiengangsreformen, die das Studium noch weiter verkomplizieren.
Dabei schränken uns viele Regelungen nicht nur unnötig im Studium ein, sondern erschweren zudem noch die Partizipation. Viele haben neben ihrem Studium schlichtweg nicht die Zeit und das Geld, um sich noch politisch engagieren zu können. Und dank immer kürzer werdender Studiendauer geht Wissen über Hochschulpolitik immer schneller verloren.
Seien es Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer*innen ein Zweitstudium oder sogenannte Langzeitstudiengebühren – besonders kleine Gruppen und solche, die sich nur schwer wehren können, leiden dabei immer mehr durch Neuerungen.
Während Gremien- und Ausschussarbeit auf Bundesebene sowieso immer auf das wohlwollen der Politik angewiesen ist, wird an den meisten Hochschulen durch uneingeschränkte professorale Mehrheit die Mitbestimmung erschwert. Ganz zu schweigen von den Hierarchien zwischen und unter den Statusgruppen.
Hochschulen wirken maßgeblich an der Gestaltung unserer Gesellschaft mit. Diese Rolle sollten sie ernst nehmen – durch emanzipatorische Wissenschaft, die sich ihrer Vergangenheit bewusst ist und Studierende nicht in einem autoritärem System lernen lässt.
All das in einer fzs-Bewerbung anzusprechen ist natürlich leicht. Schwierig wird es, dabei auch gehört zu werden. Daher nun mal ein paar Worte zum fzs & wie ich den Verband sehe.
Verband
Als bundesweiter Dachverband steckt der fzs in der schwierigen Situation, viele Meinungen unter einen Hut zu bringen, sich trotz räumlicher Distanzen gut zu vernetzen und sowohl Lobbyarbeit in die Politik, als auch Kampagnenarbeit für die Öffentlichkeit zu leisten.
In der Arbeit mit Regierungen, Ministerien und generell in der Gremienarbeit professionalisiert sich der Verband immer weiter. Wir werden in den Bundestag eingeladen, sitzen in verschiedensten Ausschüssen und können dort vieles bewegen. Auch in der Presse wird unsere Arbeit aufgegriffen.
Nicht zu vernachlässigen sind aber auch die Kampagnen, über die der fzs besonders außerhalb der hochschulpolitischen Kreise wahrgenommen wird. Studierendenvertretung heißt nicht nur mit Politiker*innen und anderen Lobbyverbänden reden. Wir Studis sind ziemlich viele – das müssen wir nutzen! Kampagnen müssen möglichst niedrige Eintrittshürden haben und gut mit lokalen Initiativen zusammen arbeiten. Die Vorstände, die sowieso viel an Hochschulen sind, können hier gut vermitteln.
Selbiges gilt auch für Ausschüsse, Arbeitskreise und Seminare. Vor Ort aktive Studischaften sollten wir noch mehr in die Arbeit dort einbinden. Dafür müssen wir Termine nicht nur klar kommunizieren, sondern auch Wissens- und sonstige Hierarchien abbauen.
Dabei ist Zusammenarbeit kein Selbstzweck sondern hilft einzelnen Studivertretungen auch in ihrer Arbeit weiter. So erarbeitetes und gesammeltes Wissen stärkt den fzs wiederum bei seiner Meinungsbildung.
Genauso wichtig ist auch die Zusammenarbeit in den verschiedenen Bündnissen. Lasst uns Lernfabriken meutern und Studiengebühren aller Art abschaffen!
All das schafft der Vorstand natürlich nicht allein. Der fzs lebt durch seine Mitglieder. Diese müssen so den fzs so einfach wie möglich unterstützen können und dabei darf der Verband ruhig auch noch ein bisschen größer werden.
Schluss
Die oben genannten Aufgaben – und noch viele mehr – würde ich ab September gerne gemeinsam mit den fzs Mitgliedern, der Geschäftsstelle und allen weiteren Aktiven im Vorstand des fzs angehen, weiterführen und weiter entwickeln.
Denken heißt überschreiten!
Kurze Biographie
Ich heiße Jacob Bühler, studiere seit dem Wintersemester 2015 in Tübingen Politikwissenschaft und seit Wintersemester 2016 zusätzlich noch Geschichte auf Lehramt und bin seit meinem ersten Semester in der Fachschaft Politik aktiv. Meiner Meinung nach sind Fachschaften (zumindest in Tübingen) der wichtigste Teil der lokalen Hochschulpolitik. Sie wissen, was in den jeweiligen Fächern los ist, halten Kontakt zu den Lehrenden und erfahren so viele Infos, die man in der zentraleren Studivertretung oft erst viel später mitbekommt. Dazu kommt natürlich noch der Austausch mit anderen Studis: von der Erstiberatung über Unterstützung bei Hausarbeiten bis hin zur Absolvent*innenfeier sammeln Fachschaften viele Infos und können diese weiter in die Hochschulpolitik tragen.
Während es in Baden-Württemberg keine Verfasste Studierendenschaft gab, bildete sich in Tübingen eine recht starke, durch Fachschaften organisiere und vom Rektorat weitgehend unabhängige Studierendenvertretung, die Fachschaftenvollversammlung (FSVV). Dort bin ich seit meinem dritten Semester in verschiedenen Arbeitskreisen aktiv und versuche die gute Vernetzung der Fachschaften noch weiter auszubauen und gleichzeitig Wissen weiter zu vermitteln.
Über die Liste der FSVV wurde ich in meinem 5. Semester dann auch in den StuRa gewählt. Im StuRa Tübingen haben wir außer für Finanzen keine Referate, weshalb ich hier leider nicht mit fancy Referatswahlen punkten kann. Stattdessen haben wir Arbeitskreise, in denen alle jederzeit aktiv werden könne. Hier habe ich mich besonders im AK Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eingebracht, verschiedene Homepages aufgesetzt oder aktualisiert und versucht, mehr aus der Arbeit des StuRas zu berichten. Unser AK Rätebaubrigade kümmert sich um die Instandhaltung unseres Clubhauses, in dem u.a. der StuRa und die FSVV tagen. Auch wenn man im fzs vermutlich eher selten Türschlösser reparieren muss und Wände streicht, habe ich bei der Arbeit dort trotzdem viel über Bürokratie & Bauanträge gelernt.
Als einer unserer damaligen Vorsitzenden im Februar 2018 für mehrere Monate ins Ausland ging, wurde ich zum neuen Vorsitzenden der VS der Uni Tübingen gewählt. Die Zeit dort war neben den alltäglichen Aufgaben wie Finanzen, Gespräche mit der Uni und nicht erledigten Dingen hinterherrennen sehr spannend, da die verfasste Studierendenschaft Tübingen (erst) seit Oktober 2017 bezahlte Büroangestellte hat und wir so viele Arbeitsweisen verbessern konnten, gleichzeitig aber auch viel mit rechtlichen Fragen zu tun hatten und uns als Vorsitzende erstmal an Personalverantwortung gewöhnen mussten. Dazu kam dann noch eine Prüfung durch den Landesrechnungshof, dank der ich mich noch tief-gehender mit Buchführung auseinander setzen durfte.
Aktuell sitze ich noch als stellvertretendes Mitglied im StuRa, stehe für kommende Legislatur aber auf keiner Liste und habe mein Engagement stattdessen auch eher auf Arbeit in Arbeitskreisen verlagert.
Damit genug zur studentischen Selbstverwaltung in Tübingen und noch kurz zu akademischen Gremien: Seit letztem Wintersemester bin ich als Vertreter der Fachschaft bei uns am Institut für Politikwissenschaft im Vorstand aktiv und pflege dort statusgruppenübergreifend einen guten Kontakt. Außerdem sitze ich mit viel Freude im Hochschulrat unserer Universität. Auch wenn dort sicher nicht über die Zukunft der Uni verhandelt wird, ist es dennoch ein spannendes Gremium, um einen Überblick über die Verwaltung und sonstige interne Angelegenheiten zu bekommen. Außerdem war ich durch den Unirat qua Amt bei der Bewerbung für die Exzellenzstrategie involviert und habe live miterlebt, wie unsinnig dieser ganze Wettbewerb ist.
Und außerhalb Tübingens? Zum fzs kam ich, weil Tobi mich 2018 mal auf einer BuFaTa und Isa ein paar Monate später auf der LandesAStenKonferenz-BaWü gefragt haben, warum Tübingen eigentlich noch nicht fzs-Mitglied ist. Der Mitgliedsbeschluss wurde daraufhin dann relativ schnell gefasst und seit Anfang 2019 sieht man mich so häufiger mal auf fzs Seminaren und seit der letzten Mitgliederversammlung auch auf AS-Treffen.
In den 7 Monaten habe ich natürlich bei weitem noch nicht alles von dem Verband gesehen, konnte mir aber dennoch einen ganz guten Überblick verschaffen. Falls ihr mich in den Vorstand wählt, werde ich mich da sicher die ersten Monate noch ein wenig mehr einarbeiten müssen als andere Kandidat*innen, habe aber gleichzeitig auch auf manches einen etwas anderen Blick als Leute, die schon seit mehreren Jahren im fzs aktiv sind und vieles vielleicht schlichtweg als gegeben sehen.
Egal, ob ich gewählt werde oder nicht, ich freue mich in jedem Fall auf eine spannende Zeit und eine gute Zusammenarbeit!
kleiner Lebenslauf
- Seit März 2019: für die VS Tübingen im Ausschuss der Student*innenschaften
- Seit Oktober 2018: studentisches Mitglied im Hochschulrat der Uni Tübingen
- Seit Oktober 2018: einer von zwei Vertreter*innen der Fachschaft im Vorstand des Instituts für Politikwissenschaft
- Februar 2018 (außerplanmäßige Wahl) bis Oktober 2018: Vorsitzender der Verfassten Studierendenschaft Tübingen
- Oktober 2017 bis Oktober 2018: Mitglied im StuRa Tübingen, dort u.a. in den Arbeitskreisen Presse & Öffentlichkeitsarbeit, Rätebaubrigade (kümmert sich um Pflege unserer Räumlichkeiten), Personal, sowie der Arbeitsgruppe Wiki uvm.
- Oktober 2016 bis Oktober 2017: Mitglied im Beirat des Instituts für Politikwissenschaft
- Oktober 2016 bis Juli 2017: Latinum nachgeholt und einjähriges Schulpraktikum gemacht
- Seit Oktober 2015: aktiv in der Fachschaft Politik
- Nach dem Abi 2014: Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe
Rückfragen zu meiner Bewerbung gerne per Mail an Jacob [ät] blochuni.org