Veranstaltung: | Mitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 10. .10.1 Wahlen: Vorstand |
Eingereicht durch: | Leonie Ackermann (Stuve Uni Bamberg) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 01.07.2019, 00:40 |
K-V-LA: Leonie Ackermann
Name
Bewerbungstext
Liebe Mitglieder, liebe Verbandsaktive, liebe Interessierte,
ich bin seit der 55. Mitgliederversammlung im Sommer 2016 im Verband aktiv. Zwei Jahre lang war ich Mitglied im Ausschuss Internationales, habe den fzs bei zwei Board Meetings der European Students‘ Union und auf zwei European Students' Conventions vertreten. Außerdem war ich im Wintersemester 2017/18 für die Studierendenvertretung der Universität Bamberg im Ausschuss der Student*innenschaften (AS).
Bei meiner ersten fzs-MV war ich knapp seit einem Jahr hochschulpolitische Referentin des AStA der Universität Augsburg und kannte über meine lokale Struktur hinweg nur die Landes-Asten-Konferenz (LAK) Bayern. Durch mein Engagement im Verband konnte ich mich in Bezug auf meine politische Arbeit stark weiterentwickeln. Mir wurden viele Möglichkeiten eröffnet, nicht nur progressive Hochschulpolitik auf Bundes- und internationaler Ebene voran zu bringen, sondern auch immer wieder Wissen und Ressourcen in meine lokale Struktur zurück zu tragen.
Die starke interne und externe feministische Arbeit des fzs hat mich ermutigt, auch in anderen Kontexten feministische Positionierungen einzufordern und auf Strukturwandel zu pochen. Für mich steht der Verband für progressive und streitbare Interessensvertretung für Student*innen, für wichtige politische Bildungsarbeit, Wissensweitergabe und Vernetzung. Im kommenden Jahr möchte ich dem fzs, den Mitgliedern und Aktiven, gerne etwas dafür zurückgeben, dass sie mir durch ihr Engagement diese Erfahrung ermöglicht haben.
Seit ich 2015 an der Uni Augsburg mein erstes hochschulpolitisches Amt übernommen habe, ist viel passiert. Ich habe an ungezählten Sitzungen der LAK Bayern teilgenommen, studentische Vollversammlungen geleitet, bei Partys geholfen und bis 10 Uhr morgens abgebaut. Ich bin mit einem Kasten Bier nach Landau gefahren, um bei einer Hörsaalbesetzung dabei zu sein, habe ein feministisches Projekt in Bamberg aufgebaut und bin Vorsitzende des AStA Bamberg e.V. geworden, dem Förderverein der Studierendenvertretung. Ich habe Gespräche mit Kommunalpolitiker*innen zu studentischem Wohnraum geführt und eine Petition der Bamberger Studierendenvertretung im bayrischen Innenministerium übergeben. 2016 habe ich einen Entwurf für einen Abschnitt zur Social Dimension im Arbeitsprogramm der European Students‘ Union geschrieben, der mit großer Mehrheit angenommen wurde, und 2017 auf dem Board Meeting in Bled ein Statement zur sexuellen Selbstbestimmung und dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch gehalten. Dabei habe ich nicht nur Selbstvertrauen und Erfahrung gewonnen, sondern auch die große Vielfalt der Arbeit, die Student*innenvertretungen machen, zu schätzen gelernt.
Student*innen leben nicht in einem Elfenbeinturm und Hochschulen existieren nicht in einem Vakuum. Viele Probleme vor denen Student*innen stehen können nicht allein auf lokaler Ebene gelöst werden. Beispielsweise haben die prekären Arbeitsbedingungen an Hochschulen, sowohl für Studierende als auch für den Mittelbau, ihren Ursprung in der Haushaltspolitik von Bund und Ländern. Dringend benötigte Stellen können aufgrund von ministerialen Vorgaben nicht geschaffen werden. Die Hochschulen werden bei der Aufrechterhaltung und dem dringend nötigen Ausbau von Infrastruktur im Stich gelassen und gleichzeitig in die Drittmittelabhängigkeit gedrängt. Um in diesem Bereich etwas zum Positiven verändern zu können, ist überregionale Vernetzung von Student*innen und von gesellschaftspolitischen Akteur*innen unverzichtbar.
Die „Lernen am Limit“-Kampagne macht auf diese Zustände aufmerksam und nimmt dabei auch die wichtigen Themen Wohnraum und Studienfinanzierung in den Blick. Auch hier zeigt sich, wie untrennbar Hochschulpolitik mit gesellschaftsübergreifenden Herausforderungen verbunden ist. Im kommenden Jahr wird es notwendig sein, die im ersten Kampagnenzeitraum geknüpften Kontakte auszubauen und breitere Öffentlichkeit für die prekäre Situation an Hochschulen zu schaffen.
Die Hochschule ist ein Spiegel der Gesellschaft und reproduziert damit auch aktuelle faschistische, rassistische, antisemitische, sexistische, homo- und transphobe Tendenzen. Der fzs hat in der Vergangenheit durch seine Kampagnen wichtige Bildungs- und Vernetzungsarbeit geleistet, um Student*innenvertretungen dabei zu unterstützen, gegen diese menschenfeindlichen Tendenzen vorzugehen und für eine vielfältige Hochschule und Gesellschaft einzutreten. Es ist mir daher ein wichtiges Anliegen, „gesellschaft macht geschlecht“, das „festival contre le racisme“ und „Never Again!“ weiterzuführen und beständig offen für Weiterentwicklungsideen zu sein.
Nachdem ihr schon so weit gelesen habt, bekommt ihr als Belohnung einen Fun Fact über mich: Als ich im Auslandsjahr in Norwegen war, habe ich ehrenamtlich in einem Student*innenclub gearbeitet, unter anderem als Türsteherin. Dabei habe ich mir den Ruf verdient „the toughest door in Bergen“ zu sein. Für weitere lustige Geschichten aus meiner Zeit im Klubb Fantoft könnt ihr mich gerne ansprechen.
Ein großes Buzzword in der aktuellen Bildungspolitik ist die Digitalisierung von Studium und Lehre. Hier ist es wichtig, sehr genau hinzuschauen, welche Maßnahmen damit gefördert werden und in welche Richtung sich der Trend bewegt. Digitalisierung könnte zahlreiche Barrieren an Hochschulen abbauen, zum Beispiel durch die Auslesbarkeit von Skripten durch Screenreader, einfache und schnelle Bereitstellung vielfältiger Lern-Ressourcen und mehr Möglichkeiten, das eigene Studium selbstbestimmt zu gestalten. Auf der anderen Seite bieten aktuelle Campus-Management-Systeme bereits besorgniserregende Möglichkeiten der Überwachung (wer hat sich dieses Semester in keinen Kurs eingeschrieben, wer macht häufig mit wem Gruppenarbeiten, wessen Veranstaltungen sind nie überbucht), während gleichzeitig der Datenschutz häufig nicht an erster Stelle steht.
Die bisher angesprochenen Facetten von hochschulpolitischer Arbeit sind nicht nur auf bundesweiter Ebene wichtig, sondern spiegeln sich auch in der Lebensrealität von Student*innen im gesamten europäischen Hochschulraum wieder. Deshalb möchte ich weiterhin die Vernetzung mit Student*innenvertretungen außerhalb der BRD vorantreiben und mich für eine starke studentische Stimme im Bologna-Prozess einsetzen. Auf den fzs kommt im kommenden Jahr unter anderem die Entscheidung zu, wie mit der Ausrichtung des übernächsten Board Meetings der European Students‘ Union in Ungarn umgegangen werden soll. In Ungarn ist die akademische Freiheit durch die rechtspopulistische Regierung massiv eingeschränkt und HÖOK, die nationale Student*innenvertretung dort und Ausrichterin des Board Meetings, steht dieser unkritisch gegenüber. Dahingehend muss die Frage gestellt werden, inwiefern sich die European Students‘ Union durch ihr Agieren zum Feigenblatt eines autoritären Staatsapparates macht.
Des Weiteren findet 2020 die Bologna Minister*innen-Konferenz in Rom statt, für die wieder eine gute Vorbereitung in Zusammenarbeit mit studentischen Vertreter*innen aus dem europäischen Hochschulraum nötig wird. Während meiner Zeit im Ausschuss Internationales konnte ich bereits Kontakte innerhalb der European Students‘ Union und Topics, dem transnationalen Netzwerk progressiver Student*innenschaften, dem auch der fzs angehört, knüpfen. Daher habe ich gute Voraussetzungen, diesen Prozess begleiten und mitgestalten zu können.
Politisch sind dabei für mich zwei Forderungen zentral. Zum einen muss die Soziale Dimension ein Key Commitment des Communiques werden und somit auf einer Stufe mit der Qualitätssicherung, der Anerkennung von Qualifikationen nach der Lissabon-Konvention und der Dreistufigkeit des Studiums stehen. Zum anderen muss es gelingen für gute und ausfinanzierte Lehr- und Lernbedingungen zu streiten und nicht allein den Fokus auf Student-centred Learning zu setzen. In beiden Fällen möchte ich auf die bereits von fzs-Vertreter*innen geleistete Arbeit aufbauen und mich innerhalb der National Bologna Follow Up Group für die genannten Punkte einsetzten.
"Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht" und deshalb muss auch der fzs immer wieder überprüfen, ob Struktur und Arbeitsweise im Einklang mit den Zielen sind, die er sich gesteckt hat. Im vergangenen Jahr wurde bereits durch die Einrichtung eines Arbeitskreises zu Satzung, Ordnungen und Struktur ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung unternommen. Außerdem wurde der Prozess angestoßen, über Ablauf und Inhalt von Mitgliederversammlungen nachzudenken. Dieser Herausforderung, den Verband gemeinsam mit den Mitgliedern und weiteren Aktiven weiterzuentwickeln, möchte ich mich gerne stellen.
Ein wichtiges Anliegen ist mir, Strukturen zu schaffen, um die Ausschüsse bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Wie Wissensweitergabe und gleichzeitig der Abbau von Wissenshierarchien gelingen kann, ist dabei ein Puzzleteil. Ein interner Bereich als Wissensspeicher kann dabei helfen, möglich wäre auch die Etablierung einer Wiki-Struktur. Dort könnten auch HowTos zu Sitzungsmoderation, Arbeitsweise und Veranstaltungsorganisation (Seminare, Konferenzen) zur Verfügung gestellt werden. Ein interner Kalender für Deadlines, sowie Telefonkonferenzen, Sitzungen und fzs-Veranstaltungen könnte dabei helfen, Möglichkeiten für Zusammenarbeit zu identifizieren und Überschneidungen frühzeitig zu erkennen. Ich würde mich sehr freuen, gemeinsam mit den Ausschüssen im kommenden Jahr Ideen für die Zukunft auszuarbeiten.
Insbesondere gemeinsam mit dem Ausschuss der Student*innenschaften (AS) möchte ich mich damit auseinandersetzen, welche Rolle dieses Gremium im Verband spielt und ob hier Veränderungen notwendig sind. In der Vergangenheit hatte das Zusammenwirken von Ausschüssen und AS immer wieder Konfliktpotenzial. Dabei sehe ich den Vorstand vor allem als vermittelnde Instanz, die versuchen sollte, möglichst deeskalierend zu agieren. Langfristig gesehen halte ich es allerdings für wichtig, sich die Frage zu stellen, ob der AS in seiner aktuellen Form seiner Aufgabe, als höchstes beschlussfassendes Organ zwischen den Mitgliederversammlungen, gerecht wird und an welchen Schrauben gedreht werden muss, um existierende strukturelle Probleme abzubauen.
Denn diese Probleme sorgen nicht nur für Frustration bei Mitgliedern und Verbandsaktiven. Sie stellen für das Engagement unnötige Barrieren dar, die es weiterhin zu identifizieren und abzubauen gilt, auch um die Antidiskriminierungsarbeit voran zu bringen und weiterzuentwickeln. Denn während der fzs seine Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung weiter ausbaut, um unter anderem Mitglieder zu gewinnen, muss gleichzeitig darauf geachtet werden, dass sich möglichst viele unterschiedliche Menschen im Verband wohlfühlen.
Um mich diesen und weiteren Themen in der ihnen notwendigen Tiefe widmen zu können, bitte ich euch um euer Vertrauen für einen Platz im Vorstand des fzs. Im Vorfeld hatte ich bereits die Gelegenheit, mich mit meinen Mitbewerber*innen Dulguun, Amanda und Jacob zu treffen und gemeinsam die Lage des Verbands zu diskutieren und zu analysieren. Diese Zusammenarbeit war sehr wertvoll für meine Bewerbung.
Vielen Dank, dass ihr meine Bewerbung bis zum Schluss gelesen habt! Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, meldet euch gerne per Mail an
leonie-valentina.ackermann@stud.uni-bamberg.de
Kurze Biographie
Studium
04/2017 – heute: Computing in the Humanities (M.Sc.) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
08/2013 - 06/2014: ERASMUS-Aufenthalt an der Universitetet i Bergen, Norwegen
04/2012 – 09/2017: Vergleichende Literaturwissenschaft (B.A.) an der Universität Augsburg
Hochschulpolitisches Engagement
10/2017 – heute: Vorstandsmitglied des AStA Bamberg e.V.
04/2017 – heute: Studierendenvertretung Universität Bamberg
- Referentin für nationale und internationale Vernetzung
- Referentin für Soziales (seit 10/2017)
- Studentische Vertreterin im Senat und Universitätsrat (seit 10/2018)
08/2017 – 03/2018: Vertreterin der Stuve Bamberg im Ausschuss der Student*innenschaften des fzs
08/2016 – 08/2018: Mitglied im Ausschuss Internationales des fzs
10/2015 – 04/2017: AStA Universität Augsburg
- Hochschulpolitische Referentin
- Vorstandsmitglied (seit 10/2016)